Unter den Ruinen der einstigen antiken Stadt Odessos, des heutigen Varna sind die öffentlichen Bäder. Odessos wurde um das Jahr 570 v. Chr. als Kolonie von Griechen aus der kleinasiatischen Stadt Milet gegründet. Außer Griechen lebten hier Thraker und Römer und in späterer Zeit auch Slawen, Bulgaren und viele andere Völkerschaften.
Als sich im Jahre 1906 der österreichische Forscher Ernst Kalinka hier in Varna aufhielt, hat er auch diese Ruinen besucht und ihren antiken Ursprung richtig erkannt. In den Notizen des tschechischen Gelehrten Karel Škorpil, des Gründers der bulgarischen Archäologie, lesen wir aus dem Jahre 1907: "Nahe der Kirche Sveti Georgi befindet sich eine altertümliche Mauer. Sie ist unter dem Namen 'kule' (Turm) oder 'rimska kula' (römischer Turm) bekannt.
Es besteht kein Zweifel, dass der Turm Teil der ältesten Festung von Varna (Akropolis) ist. Im Jahre 1938 führte Segej Pokrovski die ersten archäologischen Ausgrabungen nördlich der Kirche Sveti Atanas durch. Er stellte fest, dass die freigelegten Räume zu einem großen Gebäude aus der Römerzeit gehören.
Von 1959 bis 1971 setzte Milko Mircev die Grabungen am Bauwerk fort. Dabei wurde nachgewiesen, dass es sich bei dem Gebäude um die Ruinen der römischen Thermen (öffentliche Bäder) der Stadt Odessos handelt. Außerdem wurden die Reste von spätantiken und frühbulgarischen Wohngebäuden, die Fundamente der Kirchen Sveti Georgi, Sveti Teodor und Sveti Atanas aus dem 13. bis 14. Jh. sowie Öfen für das Brennen von Keramik und Kalk aus der Zeit nach dem 17. Jh. freigelegt.
Die Römer haben in all den von ihnen besetzten Gebieten Bäder errichtet. Voraussetzung für die Wasserversorgung von größeren Badeanlagen waren Aquädukte. Schon im Jahre 1851 hatte man in Varna einen inschriftlichen Hinweis auf die Existenz eines derartigen Aquäduktes entdeckt. Aus der sowohl in griechischer wie auch in lateinischer Sprache abgefassten Inschrift geht hervor, dass unter der Herrschaft des römischen Kaisers Antoninus Pius (138 bis 161) die Stadt Odessos und der Statthalter sowie oberste Militärbefehlshaber der Provinz Niedermösien, Titus Vitrasius Pollio, die Quellen einfassen und durch ein Aquädukt das Trinkwasser in die Stadt leiten ließ. Dies muss im Jahre 157 geschehen sein. Nur kurze Zeit danach wurden in
Odessos die größten städtischen Thermenanlagen errichtet, die bisher auf der Balkanhalbinsel bekannt geworden sind. Ihre Fläche beträgt mehr als 7000 qm. Die erhaltenen Mauern erreichen noch heute an einigen Stellen eine Höhe von über 22 m. Die Thermen dienten nicht nur der
Hygiene, sondern waren auch ein bedeutendes Zentrum gesellschaftlichen Lebens. Die Badeanlage wird dem sogenannten kleinen Kaisertypus zugerechnet. Die wichtigsten Baderäume sind Frigidarium (F) (Kaltbad), Tepidarium (T) (mäßig warmes Bad), Caldarium (C) (Warmbad). Die beheizten Baderäumen reihen sich an der Südseite der Gabäudes aneinander. Die Haupteingänge
befinden sich an Ost- und Westende der Nordfassade. Daran schließen sich die ebenfalls axialsymmetrisch angeordneten Auskleideräume - Apodyterien (A) an. Sie sind nach der Basilica thermarum (BT) die größten Räume der Thermen. Sie diente für die Besucher als Kommunikationszentrum, wo sie auch Sport und Spiel treiben konnten. Daher sollte dieser Saal für den Aufenthalt bequem und angenehm sein und vor Witterungsunbilden schützen.
Die Warm- und Heißbaderäume der Thermenanlagen in Odessos waren nach Süden auszurichten. So ordnete man auch diese Räume an der Südseite des Themenkomplexes an. Da für die Schwitzräume - Sudatoria (s, s') ausserordentlich heiße Luft erforderlich war, besaßen sie eigene Öfen, die zugleich mit den Systemen der Fußboden- und Wandbeheizung verbunden waren. Rund um den Thermenkomplex befinden sich an der östlichen, westlichen und nördlichen Galerie kleinere Räume. Sie dienten als Garküchen, kleine Läden - vielleicht sogar auch als Bordelle und bezeugen somit das allzu Menschliche, wie es übrigens auch in einer Grabinschrift zum Ausdruck kommt: "Bad, Wein und Liebe ruinieren unseren Körper, doch Bad, Wein und Liebe machen das Leben aus."
Eintritt:
Erwachsene - 5 lv
Kinder - 3 lv
Gruppen ab 10 Personen - 4lv
Die Römische Thermen sind mit Busses 20, 39, 17А (die nächste Bushaltestelle "Baseyna") erreichbar.
Öffnungszeiten:
Mai - September: 10:00 – 18:00 Uhr, ohne Ruhetag
Oktober - April: 10:00 - 17:00 Uhr, geschlossen: Sontag und Montag
Kontakt:
Ecke San-Stefano-Straße und Khan-Krum-Straße
Tel.: +359 52 600 059
www.archaeo.museumvarna.com