An der Schwarzmeerküste im heutigen Bulgarien lag im 5. Jt. v. Chr. eine florierende Großstadt, ganz in der Nähe des heutigen Varna. Archäologen haben das Gräberfeld dieser Stadt im Jahre 1972 zufällig beim Ausbaggern eines Kabelkanals im westlichen Industriegebiet der Hafenstadt Varna entdeckt. Die Gräber waren voller Schätze: Schmuck - vor allem aus Gold, aber auch aus Kupfer, Muscheln aus der Ägäis und Werkzeuge aus Steinsorten, die von weit hier kamen.
Bei der Ausgrabungen auf einem Gebiet von 7500 m² wurden 294 Einzelgräbern gefunden, mit einer Vielzahl von Goldgegenstände aus der späten Jungsteinzeit und frühe Kupfersteinzeit (4600 – 4200 v. Chr.). Die Goldfunden sind über 3000 Schmuckstücke mit einem Gesamtgewicht von ca. 6 kg. Diese Menge übersteigt vielmals das gesamte Gold, das in der ganzen Welt aus der Kupfersteinzeit gefunden ist. Die Schmuckstücke bestehen aus sehr reinem Gold (23–23,5 Karat) – fast rein vollkommen.
Inzwischen 1974 - 1975 wurden japanische Wissenschaftlern mittels Radiokohlenstoffdatierung die gefundenen organischen Materialien erforscht. Durch dieses Verfahren für archäologische Altersbestimmung wurde es festgestellt, dass die meisten Funden inzwischen 4600 – 4200 v. Ch. angewandt wurden.
Die Grabbeigaben beweisen unzweifellos die Existenz einer Staatregierung. Im Gräberfeld ist es eine strenge horizontale Differenzierung zu betrachten (Spezialisierung von Aufgaben und Tätigkeiten) - der Handel und die Handwerke sind von dem Ackerbau und Viehzucht klar getrennt. Eine klare Sozialdifferenzierung - 5 kg Gold von dem Gesamtgewicht von 6.5 kg Gold sind nur in 3 symbolischen Gräber und den Grab № 43 – von dem Herrscher gefunden.
Bemerkenswert ist auch die mehr als 50 Zentimeter lange Feuersteinklinge, die wie ein Schwert an der rechten Seite des Mannes liegt. Die Klinge war als solche aber nicht benutzbar, da sie schon bei kleinster Belastung zerbrochen wäre. Es ist ein reines Prestigeobjekt, das aber die Fertigkeit der damaligen Handwerker vor Augen führt.
Ein eigenes Gepräge ist es auch in der Art der Grablegung zu betrachten, indem die männlichen Bestattungen, in Abgrenzung zu den in seitlicher Hockerstellung gelagerten Frauen, überwiegend als Rückenstrecker beigesetzt wurden. Die meisten der besonders reich mit Gold ausgestatteten Gräber des Gräberfeldes seien sogenannte Kenotaphe, d.h. Gräber ohne erkennbare Bestattungen jedoch mit Beigaben.
In der Umgebung des Varnasees sind 8 Siedlungen aus der Kupfersteinzeit entdeckt. Sie wurden bei der Erhöhung des globalen Meeresspiegels getaucht. Es ist ganz möglich, dass dieses Gräberfeld die Bedürfnisse der mehrere von ihnen und vielleicht auf allen bediente.
Das Volk aus diesem Gräberfeld entspricht zu der so genannten “Varna-Kultur” - eine Kulturform in Nordbulgarien aus dem Ende der Kupfersteinzeit – in der Region zwischen Varna und Durankulak, wo Spuren aus älteren Zeitabschnitten (Jungsteinzeit) gefunden sind. Auch heute gibt es keine klare Auffassung und eindeutige Hinweise, was es eigentlich mit disem Volk passiert, ob es getötet oder die Umgebung verlassen wurde. Es ist möglich, dass diese Kultur durch Naturkatastrophen zerstört oder durch andere im Laufe der Zeit assimiliert wurde.
Heute der Goldschatz ist im Archaeologischen Museum von Varna zu sehen.
#VarnaGoldCivilization